[Unterwegs] Kyōto-Spezial: Der Nanzenji

Keine Sekunde nachdem wir in Kyōto ankamen, fiel mir auf, dass ich Schusselvieh vergessen hatte, mein shuinshō 朱印帳 mitzubringen. Hab ich mich geärgert! Aber gut, es nützt ja alles nichts, ich MUSSTE mir ein neues zulegen 😛 Und das hat nach Kyōto inzwischen mehr Stempel als das shuinchō, das ich im Januar angefangen habe!

Kei und ich haben vor inzwischen 7 Jahren (Boah, wie die Zeit rennt! Kinkakuji hier, Rest hier) schon einmal Urlaub in Kyōto gemacht und wollten uns für diesen Besuch also vorwiegend Sehenswürdigkeiten anschauen, zu denen wir es das letzte Mal nicht geschafft hatten. Als Erstes stand der nanzenji 南禅寺 auf dem Plan.

Durch das sanmon 三門, eine bedeutende Art von Tor in zen-buddhistischen Tempeln, betritt man die Anlage.

Ursprünglich ein Rückzugsort, den sich der damalige Kaiser Kameyama im Jahr 1291 errichten ließ, ist der nanzenji heute einer der bekanntesten Tempel des rinzai-shū 臨済宗, einer Lehrtradition des Zen-Buddhismus und die zweitgrößte der drei Zen-Schulen Japans. Kyōto war schon immer eines der Hauptzentren des Zen-Buddhismus, und die Ästhetik des Zen hat hier überall ihre Spuren hinterlassen. Tempel im Zeichen des rinzai-shū sind besonders für ihre Gartenkunst bekannt und verstehen sich zudem in der Kunst der Teezeremonie, dem sadō 茶道. Beides lässt sich zumindest für den nanzenji bestätigen.

Leider hat an diesem Tag keine einzige Teezeremonie stattgefunden T^T Was hätte ich dafür gegeben, mit Blick auf diesen Garten eine richtige Teezeremonie mitmachen zu dürfen. Beim nächsten Mal dann …

Im hōjō 方丈, den Gemächern des Oberpriesters, wenn man es denn so bezeichnen will, gab es eine Vielzahl an Räumen, die reinste Ruhe ausgestrahlt haben. Hier würde ich gerne mal für ein paar Wochen Urlaub machen. Aber ohne die Touristen bitte!

Die Gärten des hōjō haben bei uns am meisten Eindruck hinterlassen. Der Steingarten der Anlage wird als eines der Vorzeigebeispiele der japanischen Steingartenkunst gehandhabt.

Aber ich war generell von jedem Bereich hin und weg!

Es war überall so wahnsinnig idyllisch, ich wollte gar nicht mehr gehen :3

Der Rest des Geländes bietet übrigens auch einiges. Es gibt neben dem Haupt- eine Vielzahl an Nebentempeln, und zwischen ihnen erstreckt sich flächenweise sattgrünes Moos um Relikten aus alten Zeiten, was dem ganzen eine Hayao Miyazaki-artige Atmosphäre verleiht.

 

Weiterhin gibt es ein Aquädukt aus dem Jahr 1890 zu sehen, das wohl immer noch Wasser vom biwa-ko 琵琶湖, dem Biwa-See, nach Kyōto führt!

Vom Gelände des nanzenji aus ist es übrigens nur ein kurzer Spaziergang bis zum südlichsten Punkt des Philosophenwegs, der tetsugaku no michi 哲学の道. Von dort aus kann man eine wunderschöne Strecke einen kleinen Kanal entlang vorbei an Boutiquen und Restaurants laufen, links und rechts immer wieder mal kleine Abstecher zu interessanten Schreinen und Tempel machen, und kommt am Ende im Norden beim Silber-Tempel, dem ginkakuji 銀閣寺, an. Zu dieser Tour dann mehr im nächsten Eintrag 😉

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9 Antworten zu [Unterwegs] Kyōto-Spezial: Der Nanzenji

  1. Anika schreibt:

    Der Nanzen-ji war mal ein Tummelplatz für Gärtner-Mönche ^_- Daher die tollen Gärten drum herum.
    Viele Gärten anderer Tempel wurden ebenfalls von diesen Mönchen angelegt.
    Ah… ich möchte auch wieder nach Kyoto…

  2. altesweibsbild schreibt:

    So eine grüne Lunge,
    die Ruhe kommt direkt aus dem Bildschirm…..toll ❤

    • nagarazoku schreibt:

      Nicht wahr? Es war so idyllisch! Nach so einem Erlebnis erschlägt einem der Beton in Tōkyō bei der Rückkehr förmlich O_o

  3. Michelle schreibt:

    Ich habs ja sonst nich so mit japanischen Tempeln, aber diese Gärten sind ja wunderschön! Ich würde auch nicht mehr weg wollen. „Lass mich allein, ich will hier wohnen! Hier unter diesem Baum.“

    • nagarazoku schreibt:

      Die meisten Tempel sind auch wirklich nicht unbedingt interessant, aber der hier hatte wahrlich was an sich :3

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